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Vorgehen und Meldungen
Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche Schweiz
«Die Konfrontation mit einem ungeschönten und unabhängigen Bild der Vergangenheit ist dringend notwendig. Nur so werden wir auf individueller und struktureller Ebene lernen, sexuellen Missbrauch in der Seelsorge künftig zu verhindern und uns der Fehlbarkeit der Kirche beziehungsweise ihrer Amtsträger zu stellen.»
Bischof Joseph Bonnemain, Ressortverantwortlicher der Schweizer Bischofskonferenz betreffend «Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld»
Die drei nationalen kirchlichen Institutionen der Schweiz – Schweizer Bischofskonferenz (SBK), Römisch-Katholische Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) und Konferenz der Vereinigungen der Orden und weiterer Gemeinschaften des gottgeweihten Lebens in der Schweiz (KOVOS) – haben 2021 gemeinsam entschieden, die Geschichte des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen und Erwachsenen durch katholische Kleriker, kirchliche Angestellte und Ordensangehörige in der Schweiz seit den 1950er Jahren von unabhängiger Seite wissenschaftlich erforschen zu lassen.
Es geht darum, dass die Kirche ihre Verantwortung gegenüber den Betroffenen und der gesamten Gesellschaft wahrnimmt und ihre Vergangenheit aufarbeitet. Zentrales Anliegen ist, den Missbrauch in den eigenen Reihen und dessen Ursachen noch entschiedener zu bekämpfen und weitere Opfer zu verhindern.
Weiterführende Informationen zur Aufarbeitung auf nationaler Ebene
Geschäftsstelle des Fachgremiums «Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld» der Schweizer Bischofskonferenz, info@missbrauch-kath.info.ch.
Projektwebseite der Auftraggeberinnen: www.missbrauch-kath-info.ch
Webseite zum Forschungsprojekt: www.missbrauchkirchlichesumfeld.ch
Seit Anfang Januar 2025 ist die Opferberatung für Betroffene von sexuellem Missbrauch im kirchlichen Kontext schweizweit von der Kirche unabhängig.
In der ganzen Schweiz können sich Betroffene an die unabhängigen professionellen Beraterinnen und Berater der von den Kantonen anerkannten Opferberatungsstellen wenden.
Die Beratungsstellen und ihre Angebote sind über www.opferhilfe-schweiz.ch erreichbar.
Im Verlauf von 2025 setzt die römisch-katholische Kirche neue Kooperationen, Standards und Abläufe in Kraft, um sexuellen Missbrauch und dessen Vertuschung zu verhindern und Opfer überall in der Schweiz professionell zu unterstützen: Seit Anfang Jahr bieten die kirchlichen Meldestellen keine eigene Opferberatung mehr an, sondern verweisen konsequent an die kantonal anerkannten Opferberatungsstellen, wo Betroffene unabhängige Unterstützung und Beratung erhalten.
Die Betroffenenorganisationen (IG-M!kU, SAPEC, GAVA) tragen die neuen Regelungen mit und auch die Anlaufstelle für verjährte Fälle in der Westschweiz CECAR nimmt sie zur Kenntnis.
Die Auseinandersetzung mit sexuellem und spirituellem Missbrauch in der katholischen Kirche zeigt mit aller Deutlichkeit, wie wichtig Prävention von Machtmissbrauch ist. Macht bedingt Sorgfalt und Achtsamkeit, weil in Machtgefällen Grenzverletzungen besonders schwer wiegen. In der katholischen Kirche sind Machtstrukturen träge – dennoch braucht es dringend Instrumente der Machtreflexion und Qualitätssicherung rund um Macht im Hier und Jetzt. Das Bistum Chur hat deshalb einen Verhaltenskodex erarbeitet, der für alle kirchliche Mitarbeiter/-innen, Seelsorger/-innen und Führungspersonen verbindlich ist.
Übergriffe im kirchlichen Umfeld lassen sich insbesondere durch grundlegende, strukturelle Veränderungen sowie durch geeignete und konsequent umgesetzte Präventionsmassnahmen verhindern. Dazu gehört eine professionelle Personalpolitik, in der das Wohl von vulnerablen Personen an oberster Stelle steht. Grenzverletzungen müssen konsequent sanktioniert, Sexualstraftaten strafrechtlich verfolgt werden. Voraussetzung für all dies ist ein echter Kulturwandel in der Kirche, der auch den Umgang mit der menschlichen Sexualität betrifft. Der Schutz der Person muss in jedem Fall über dem Schutz der Institution stehen. Zudem gilt: Keine Massnahme der Welt kann einen hundertprozentigen Schutz vor Missbrauch bieten. Deshalb muss die Kirche auch einen angemessenen Umgang mit dem Versagen und der Schuld von Exponenten und Exponentinnen aus ihren Reihen finden.
Der Verhaltenskodex koppelt Macht mit Verantwortung und Professionalität. Er ist damit ein wichtiger Schritt in Richtung Ermächtigung und Kritisierbarkeit von Machtpositionen. Risiken in der Machtposition werden ehrlich benannt und ein sorgfältiger Umgang als gemeinsame Qualität definiert. Damit wird eine Kultur der Besprechbarkeit und Transparenz gefördert. Für den kirchlichen Kontext eine Neuausrichtung und ein Schritt in Richtung Kulturwandel im Umgang mit Macht.