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Studierende des Bistums treffen Bischof Joseph Maria Bonnemain

Lieber Regens Daniel
Liebe Studierende unseres Bistums
Die heutigen Lesungen veranlassen mich, über die drei Pfeiler des Bistumsjahres zu sprechen, das wir vom Juni 2025 bis Juni 2026 ausgerufen haben. Diese sind nämlich: Synodalität, Diakonie, Evangelisierung. Sie sind in den drei Begriffen zusammengefasst: hören – handeln – hoffen.
Zuerst: Es gibt keinen Christus ohne seine Glieder. Er ist das Haupt eines Leibes, der Welt und Geschichte umfasst. Es gibt keine Glieder eines lebendigen Leibes ohne Christus, mit ihm sind wir Gottes Leben auf Erden.
Durch den einen und denselben Geist sind wir alle getauft und vom selben Geist in der Firmung getränkt worden. Wir sind getauft und getränkt mit demselben Geist, mit dem Jesus gesalbt und gesandt wurde. Wir sind alle gesalbt und getränkt mit dem Geist für das Heil der Welt. Gemeinsam unterwegs als Gottes Volk, mit der gleichen Würde und mit einer gemeinsamen Verantwortung sollten wir mit unserem Leben Evangelium für die Welt sein: das ist die Synodalität, der erste Schwerpunkt des Bistumsjahres. Erst durch unser zuhörendes Ernstnehmen der andern sind wir empfänglich für die Anregungen des Heiligen Geistes, um Kirche zu sein und zu gestalten.
Der zweite Kern des Bistumsjahres heisst Diakonie. Nur an den Rändern finden wir Christus. Er hat eine Vorliebe für die Peripherie. Dies ist keine blosse wählerische Vorliebe von Papst Franziskus, das ist pures Evangelium. Damals in der Synagoge identifizierte sich Jeus mit dem prophetischen Bild Jesajas: «Der Geist des Herrn ruht auf mir: denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine Frohbotschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe». Wir werden eine vitale Diözese sein nur dann, wenn wir eine Vorliebe für jene, die keine Stimme, kein Gewicht in der Gesellschaft besitzen, für jene, die marginalisiert sind, für alle, die in den Augen der Welt als bedeutungslos gelten, wenn wir uns vor allem für die Bedürftigen und Suchenden nach Liebe entscheiden. Es geht um eine Pilgerschaft von Suchenden mit den Suchenden.
Und der dritte Pfeiler bedeutet, dass wir gesalbt und gesandt sind als Botschafterinnen und Botschafter, als Vermittelnde des Heils, als Verkörperung der Zusage Gottes an uns Menschen. Er liebt die Welt und die Menschen wie am ersten Tag der Schöpfung. Er wird sich nie von uns enttäuschen lassen. Und durch die Menschwerdung und Hingabe seines Sohnes auf Erden hat er nochmals bewiesen, dass diese seine Liebe keine zeitlichen und räumlichen Grenzen kennt. In diesem Bistumsjahr sind wir eingeladen, die Gottesliebe an die Menschen weiterzugeben: Nähe, Unterstützung, Verbundenheit, Geschwisterlichkeit. Wir sind eingeladen, diese Haltung glaubwürdig zu leben, aber auch davon zu sprechen. Die Welt braucht zu erfahren, dass sie und ihre Geschichte Zukunft haben. Seien wir bereit, Zuversicht zu vermitteln, Vermittelnde einer frohmachenden Nachricht, Werkzeuge der Befreiung aus Ängsten und Zwängen, Wegweiser eines Gnadenjahres zu sein. Unsere Kirche – nicht zuletzt unser Bistum – erwartet eine neue Epoche, in der Polarisierungen und Trennungen, Verurteilungen und Distanzierungen, verkrustete Verschlossenheit und elitäres Denken überwunden werden. Ein Evangelium ohne Vergebung, ein Evangelium ohne Förderung der Eintracht ist eine Farce.
Christus sagte damals in der Synagoge: «Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt». Liebe Studierende, ich bin zuversichtlich, ich hoffe und glaube, dass Gott uns das Licht und die Gnade schenkt, damit wir tagtäglich sagen können: Heute, im Heute ist das Evangelium Christi Heil für unsere Welt. Amen
Chur, 26. Januar 2024
Joseph Maria Bonnemain
Bischof von Chur