Medienmitteilung zum Verhaltenskodex zum Umgang mit Macht
im Bistum Chur
5. April 2022
Die Auseinandersetzung zu sexuellem und spirituellem Missbrauch in der katholischen Kirche zeigt mit aller Deutlichkeit, wie wichtig Prävention von Machtmissbrauch ist. Macht bedingt Sorgfalt und Achtsamkeit, weil in Machtgefällen Grenzverletzungen besonders schwer wiegen. In der katholischen Kirche sind Machtstrukturen träge – dennoch braucht es dringend Instrumente der Machtreflexion und Qualitätssicherung rund um Macht im Hier und jetzt. Das Bistum Chur legt deshalb einen Verhaltenskodex vor, der für alle kirchliche Mitarbeiter/-innen, Seelsorger/-innen und Führungspersonen – Bischof inklusive – verbindlich sein soll.
Breit abgestützte Qualitätsstandards rund um Macht im Bistum Chur
Der Verhaltenskodex ist Herzstück der Prävention von spirituellem und sexuellem Missbrauch im Bistum Chur und wurde von den beiden Präventionsbeauftragten Karin Iten und Stefan Loppacher gemeinsam mit der kirchlichen Basis partizipativ entwickelt. Der Kodex wird zudem von allen Führungspersonen der Kantonalkirchen und des Bistums getragen. Er beinhaltet konkrete Checks bzw. Verhaltensstandards, wie in der Machtposition zu handeln ist – sei es in der Seelsorge, im Religionsunterricht oder als Vorgesetzte/r am Arbeitsplatz. Der Kodex formuliert z.B. konkrete Richtlinien für den Alltag zu folgenden Fragen
- Wie auf spirituelle Selbstbestimmung achten?
- Wie körperliche Nähe sorgsam gestalten?
- Wie auf sexuelle Selbstbestimmung achten?
- Wie geistliche Begleitung professionell gestalten?
- Wie Hilfestellungen grenzachtend anbieten?
- Wie in der Machtposition sorgfältig kommunizieren?
Kultur der Besprechbarkeit und Transparenz im Bistum Chur
Der Verhaltenskodex koppelt Macht mit Verantwortung und Professionalität. Er ist damit ein wichtiger Schritt in Richtung Ermächtigung und Kritisierbarkeit von Machtpositionen. Risiken in der Machtposition werden ehrlich benannt und ein sorgfältiger Umgang als gemeinsame Qualität definiert. Damit wird eine Kultur der Besprechbarkeit und Transparenz gefördert. Für den kirchlichen Kontext eine Neuausrichtung und ein Schritt in Richtung Kulturwandel im Umgang mit Macht. Damit erhält die Prävention ein Instrument, das direkt im Alltag sichtbar wird.
Am 5. April wurde das Instrument vorgestellt und von allen Führungspersonen – Bischof, Generalvikare, Präsidien der sieben kantonalen staatskirchenrechtlichen Körperschaften – des Bistums Chur unterschrieben.
Karin Iten,
Beauftragte zur Prävention für Machtmissbrauch
im kirchlichen Umfeld im Bistum Chur
Bildlegenden:
Bild 1
Im bischöflichen Schloss in Chur wurde der Verhaltenskodex zum Umgang mit Macht vorgestellt und erläutert. Auf dem Podium Nicole Büchel, Kommunikationsverantwortliche im Bistum Chur, Karin Iten, Beauftragte zur Prävention für Machtmissbrauch im kirchlichen Umfeld im Bistum Chur, Stefan Müller, Präsident der röm.-kath. Landeskirche des Kantons Glarus und Präsident der Biberbrugger-Konferenz, Bischof Joseph Maria Bonnemain (v.l.n.r.).
Bild 2
Thomas Bergamin, Präsident der röm.-kath. Landeskirche des Kantons Graubünden, Generalvikar für die Urschweiz Peter Camenzind und Franziska Driessen-Reding, Präsidentin des Synodalrats der röm.-kath. Körperschaft des Kantons Zürich (v.l.n.r.), unterzeichnen den Verhaltenskodex zum Umgang mit Macht.
Fotos: Hugo Hafner
2022_Statement_Medienorientierung_Karin Iten
Gemeinsam eine Kultur der Achtsamkeit umsetzen_Stefan Müller
Statement Medienkonferenz Verhaltenskodex_ JMB
2022_verhaltenskodex_macht_bistum_chur