Präventionsfachfrau Karin Iten hat ihre Anstellung bei der Präventionsstelle des Bistums Chur auf Ende August gekündigt. Sie nimmt eine neue berufliche Herausforderung bei einer nicht-kirchlichen Kinderschutzorganisation an.
Die studierte Naturwissenschaftlerin und schweizweit bekannte Präventionsexpertin Karin Iten ist seit August 2020 für das Bistum Chur und die sieben Kantonalkirchen im Bistum tätig. Zusammen mit ihrem Kollegen Stefan Loppacher konzipierte sie den «Verhaltenskodex zum Umgang mit Macht. Prävention von spirituellem Missbrauch und sexueller Ausbeutung», der unterdessen auch in anderen Diözesen adaptiert wurde. Für die konkrete Umsetzung dieses neuen Kodex führte das Team Iten-Loppacher zahlreiche Präventionskurse für das kirchliche Personal durch.
«Der Verhaltenskodex ist nach anfänglichen Widerständen heute weitgehend unbestritten und fester Bestandteil der kirchlichen Präventionsarbeit. Er ist in den Kirchgemeinden und kirchlichen Institutionen auf pastoraler wie staatskirchenrechtlicher Ebene implementiert. Damit ist ein wichtiger Meilenstein erreicht. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, eine neue Aufgabe zu übernehmen», erklärt Karin Iten zu ihrem Weggang.
Karin Iten hatte sich auch immer wieder öffentlich zum problematischen Verhältnis einer überhöhten Form des zölibatären Priestertums und kirchlicher Macht sowie der daraus erwachsenden Gefahr von spirituellem und sexuellem Missbrauch geäussert. «Karin Iten hat mutig und unbeirrt die tieferen Ursachen von Missbrauch in der Kirche beim Namen genannt. Ihre ehrliche Stimme wird uns als Kirche bitter fehlen», sagt Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding.
Iten selbst nennt für ihr Ausscheiden aus dem kirchlichen Dienst noch einen anderen Grund: «Als feministisch orientierte Frau kann ich den systembedingten Ausschluss von Frauen vom kirchlichen Amt kaum mit meinem Gerechtigkeitssinn vereinbaren. Es ist mir zunehmend schwergefallen, in einer Organisation zu arbeiten, welche Chancengleichheit ignoriert. Nach der erfolgreichen Ausrichtung und Einführung des Verhaltenskodex ist für mich deshalb der Zeitpunkt gekommen, meine berufliche Zukunft ausserhalb der Kirche zu gestalten.»
Bischof Joseph Maria Bonnemain bedauert Itens Weggang: «Ich schätze ihre Fachkompetenz und ihre langjährige Erfahrung im Bereich der Prävention ausserordentlich. Sie wird diesbezüglich ein grosses Vakuum hinterlassen.»
Bischof, Generalvikar und Synodalrat danken Karin Iten für alles, was sie für die professionelle Entwicklung der Prävention im Bistum Chur und darüber hinaus geleistet hat und wünschen ihr für ihre Zukunft nur das Beste.
Bild: Karin Iten verlässt die Präventionsstelle des Bistums Chur.
Fotografin: Mali Lazell
Chur, 1. Juni 2023
Nicole Büchel, Kommunikationsverantwortliche Bistum Chur,
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