In den letzten Tagen habe ich zu einer allfälligen Teilnahme an der Beerdigung meines verstorbenen Vorgängers in Ecône VS auf verschiedenen Wegen Empfehlungen, Warnungen und Stellungnahmen erhalten. Ich bedanke mich dafür und habe alle Argumente überdacht.
Ich möchte nun alle direkt und offen über meine Entscheidung und die Gründe, die mich zu ihr führten, informieren: Ich werde am Begräbnis des em. Bischofs Vitus Huonder im Wallis teilnehmen. Ich werde dabei sein, mit einer ganz klaren Haltung. Von Anfang an habe ich bedauert, dass er sich entschlossen hat, seine letzten Lebensjahre in Wangs zu verbringen und nun auch in der Seminarkirche der Priesterbruderschaft St. Pius X. bestattet zu werden. Die Priesterbruderschaft Pius X. hat in der katholischen Kirche einen irregulären Status. Aus diesem Grund werde ich nicht aktiv an der liturgischen Feier teilnehmen. Wenn ich als Churer Bischof am Begräbnis eines früheren Diözesanbischofs des Bistums teilnehme, tue ich es in der Haltung, in der ich am Grab eines jeden Menschen stehe. Es steht mir nicht zu, über Leben und Wirken zu urteilen. Nur Gott kennt unsere Beweggründe und Absichten.
Der kirchenrechtliche Status der Gemeinschaft hat nicht direkt mit den alten Verletzungen und Spannungen im Bistum Chur zu tun. Es ist höchste Zeit, dass wir sie hinter uns lassen und einen Schritt aufeinander zugehen. Wenn wir in der katholischen Kirche nicht bereit sind so zu handeln, können wir nicht mehr glaubwürdig über Versöhnung, Frieden und Geschwisterlichkeit sprechen. Mit dieser Gesinnung und dieser Hoffnung werden wir am 19. April 2024 auch in Chur das Requiem in der Kathedrale feiern, zu dem ich alle nochmals herzlich einlade.
Chur, 16. April 2024
Joseph Maria Bonnemain
Bischof von Chur