Alles was nun wieder blitzt, blinkt und leuchtet, war in den Händen von Beatrice Pfeifer. Konservierung von Ausstattungsobjekten aus Metall ist ihr Spezialgebiet. Der lieblichen Frau würde man es auf den ersten Blick nicht zutrauen, aber sie weiss, wie man mit Hellebarden umgeht und hatte den grossen Kronleuchter im Rittersaal voll im Griff.
Die Beleuchtung des Rittersaals erfolgte viele Jahrzehnte nur über den grossen Kronleuchter, der in der Mitte der Holzdecke befestigt ist und vermutlich im Rahmen der Renovierung von 1919 in den Rittersaal kam. „Er besteht aus sehr vielen, detailreichen Eisengussteilen, die ursprünglich vergoldet waren“, sagt Beatrice Pfeifer. Die heute bronzeartige Verfärbung sei durch den nachträglich aufgetragenen, gealterten Schutzlack entstanden.
So filigran er von unten wirkt, der Kronleuchter hat einen Maximaldurchmesser von 1,8 und eine Gesamthöhe von 4 Metern. Licht spenden 36 elektrifizierte Kerzen, mit denen die 12 Leuchtarme bestückt sind. 7 herabhängende Lämpchen lassen die Spitze des Kronleuchters erstrahlen. Trotz seiner Grösse und seines vermutlich hohen Gewichts wirke der Leuchter nicht sehr schwer. „Ein besonderer Akzent und zusätzlichen Glanz verleihen die zahlreichen Schmuckelemente aus Kristallglas und die Lampenschirme aus silberbedampftem Hohlglas“, ergänzt Beatrice Pfeifer.
Und wie restauriert man nun so einen Leuchter? „Alle Teile des Kornleuchters waren mit einer dicken Staubschicht überzogen“, sagt Pfeifer. Die konservatorischen Massnahmen beschränkten sich auf die Trockenreinigung der Oberflächen, damit die Vergoldung nicht gefährdet wurde. Stark verschmutzte und verstaubte Oberflächen wurden abgesaugt und mit Trockenreinigungsschwämmen nachgereinigt. Der Kristallschmuck wurde mit einem Wasser-Ethanolgemisch geputzt. Simpler als man denken könnte. Putztipps für Prinzen und Prinzessinnen herausgeben – eine Marktlücke.
Was die wenigsten wissen: Beatrice Pfeifer stand mit dem Staubsauger auf einem Gerüst, während andere daneben Blut schwitzten, im Angesicht des drohenden Absturzes. „Eine Abnahme des Kronleuchters wäre zu aufwändig gewesen“, sagt sie locker.
Aus der Zeit der Ritter stammen wohl die 5 Prunkwaffen, 16. bzw. 17 Jahrhundert wird vermutet. Die 4 Hellebarden zeigen die typischen Merkmale der Waffen Schweizer Landsknechte: breite, kurze Klingen, einen Haken und dazwischen der lange Spiess, montiert auf einer Holzstange.
Die Hellebarden im Rittersaal waren in keiner Schlacht, Gottseidank. Sie dienten und dienen dekorativen Zwecken, illustrieren kunstvolle Schmiedearbeit und ermahnen uns, Waffengewalt Einhalt zu gebieten. Aktueller denn je, an Weihnachten im Heiligen Land und so vielen Orten der Welt.
Die Partisane zwischen den Hellebarden besitzt eine reich gravierte Klinge. Sie datiert aus dem Jahre 1672. Die Eisenteile der Prunkwaffen waren dunkel lackiert, die Oberfläche unter dem Lack war stark verrostet. Für die Konservierung wurde der Lack mechanisch entfernt und die Rostauflage reduziert, erklärt Beatrice Pfeifer. Abschliessend wurden die Eisenoberflächen mit Korrosionsschutzöl versiegelt. Die Holzstangen erhielten ein Bad in Leinöl.
Zur Person
Mag. Beatrice Pfeifer ist selbständige Metallrestauratorin. Sie hat im Rittersaal den historischen Kronleuchter und die fünf Prunkwaffen aus dem 17. Jahrhundert konserviert und gereinigt.
Chur, 22. Dezember 2023
Nicole Büchel,
Kommunikationsverantwortliche Bistum Chur
Dirk Frischknecht,
Fotograf Bistum Chur